
Digitalisierung – was steckt dahinter?
Digitalisierung – der Begriff ist schon viele Jahre in aller Munde, die Auslegungen aber vielfältig. Was alles mit dem Begriff gemeint sein kann und wie es in Deutschland darum steht, kann man hier nachlesen.
Digitalisierung – ein Wort mit vielen Bedeutungen
Hört man sich um, was die Menschen unter Digitalisierung verstehen, bekommt man ganz unterschiedliche Antworten. Für die einen ist Digitalisierung eng mit einem schnellen Glasfasernetz und damit schnellem Internet verbunden, andere – besonders Geschäftsleute – verstehen darunter die Umstellung ihrer analogen auf digitale Geschäftsprozesse.
Und das ist auch schon relativ nahe dran an einer Definition, was unter Digitalisierung verstanden werden kann: Ganz grob gesprochen beutetet Digitalisierung ganz einfach die Umwandlung von Prozessen, die früher analog abliefen, in digitale. So gesehen war schon die CD im Gegensatz zur Kassette ein erster Schritt in Richtung Digitalisierung. Denn auf einer CD wurde in den 1990er Jahren erstmals Musik in digitaler Version für eine große Bevölkerungsgruppe zugänglich. Und seitdem ging es wirklich sehr zügig voran. Handy, Smartphone, Apps und digitale Unternehmen wie Uber und Airbnb bestimmen heute den Alltag.
Wie steht Deutschland bei der Digitalisierung da?
Auch die Politik hat mittlerweile erkannt, dass sehr viel Potenzial in der Digitalisierung steckt. Das kann positiv für die deutsche Wirtschaft ausfallen, muss es aber nicht. Wenn Deutschland den Anschluss an die digitale Transformation verpasst, dann kann das tiefgreifende wirtschaftliche Folgen haben. Und leider hinken wir tatsächlich bei dem großen Thema der Zukunft hinterher: Der Ausbau der Glasfasernetze geht nur sehr langsam voran – von Gigabit-Netzen einmal ganz zu schweigen.
Deutschland, das Land das wegen seiner Ideen und Ingenieurskunst auf der ganzen Welt bewundert wurde, scheint den Anschluss an das digitale Zeitalter zu verpassen. Die großen innovativen Firmen sitzen nämlich über „dem großen Teich“.
Die Big Player der Digitalisierung sind nicht in Europa
Apple, Alphabet (das Mutterhaus von Google), Microsoft und Amazon – so heißen die großen Firmen, die in Bezug auf die Digitalisierung den Ton angeben. Und alle kommen aus den USA. Das allein sollte den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft zu denken geben. Denn es geht um die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland.
Aber nicht nur das: Auch die wertvollsten Unternehmen wie Uber oder Spotify kommen weder aus Deutschland, noch aus Europa, sondern ebenfalls aus den Vereinigten Staaten.
Das darf nun aber nicht zu dem Trugschluss führen, dass sich die Digitalisierung außerhalb von Deutschland abspielt und wir davon nicht betroffen sind. Denn die digitale Transformation zeigt bereits jetzt große Auswirkungen auf unser tägliches Leben und wenn es in dieser Geschwindigkeit weitergeht, stehen uns in naher Zukunft einige Innovationen bevor. Innovationen, die sich auch auf den Arbeitsmarkt auswirken werden.
Werden bald Computer unsere Arbeitsplätze übernehmen?
Nicht wenige Arbeitnehmer haben Angst davor, dass ein Computer, vermutlich auch noch einer, der mit künstlicher Intelligenz (KI) ausgestattet ist, ihren Arbeitsplatz übernehmen könnte. Und leider kann das für einige Arbeitnehmer auch zutreffen. Bereits im Zuge der Industrie 2.0, als Roboter verstärkt in der Industrie zum Einsatz kamen, konnten einige Arbeitsplatz durch Maschinen ersetzt werden. In dem Industriezeitalter 3.0, als die ersten Vorläufer der Computer eingesetzt wurden, wurden noch weitere Arbeitskräfte obsolet.
Es gibt keinen Grund, warum diese Entwicklung durch die Digitalisierung zu einem Halt kommen sollte. Im Gegenteil. Der digitale Umbau wird langfristig dazu führen, dass weitere Arbeitsplätze wegfallen. Einfach deshalb, weil Maschinen immer geschickter und vor allem auch intelligenter werden.
Um diesem Umbau zu begegnen, müssen sich sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber neu aufstellen. Denn ohne Anpassung an die digitale Transformation wird es schwer werden.
Führungskräfte müssen zu digital Leadern werden
Auch auf die Führungskräfte werden einige Veränderungen zukommen. Zum einen betrifft das die eigenen Arbeitsabläufe. Nach und nach wird ihr Tagesgeschäft von immer mehr digitalen Prozessen bestimmt werden, auf die sie reagieren und die sie vor allem auch steuern müssen. Um das effizient und effektiv zu tun, müssen gerade die Führungskräfte in deutschen Unternehmen digitale Kompetenz besitzen. Damit ist nicht nur gemeint, dass sie mit Smartphone und Computer umgehen können, sondern auch, dass sie neue Impulse für die Zukunft setzen müssen. Und gerade an dieser Kompetenz scheint es in der Führungsetage deutscher Unternehmen zu fehlen. Darauf deuten jedenfalls unterschiedliche Studien, wie zum Beispiel von Crisp Research aber auch dem Center für Leadership and Behavior in Organizations (CLBO) der Goethe Universität hin.
Neue Herausforderungen für Arbeitnehmer
Aber auch auf die Arbeitnehmer kommt eine neue Arbeitswelt zu. Um dem zu entgehen, dass sie mitsamt dem Arbeitsplatz wegrationalisiert werden, müssen auch Arbeitnehmer auf die digitale Transformation vorbereitet sein. Und die Zeit drängt. Bereits 2015 waren sich alle 2500 Teilnehmer des Weltwirtschaftsforums einig, dass die vierte industrielle Revolution nicht mehr aufzuhalten ist. Im Gegenteil: Sie wird sogar noch an Fahrt aufnehmen. Schätzungen des Wirtschaftsforums zufolge werden bis zum Jahr 2020 bis zu 35 Prozent der Arbeitnehmer in den Industrienationen von der digitalen Transformation betroffen sein. Noch ist ein wenig Zeit, drauf zu reagieren.
Wie sollen sich Arbeitnehmer auf die digitale Transformation vorbereiten?
Es wird wohl kein Weg an Umschulungen und Weiterbildungen der Mitarbeiter im Unternehmen vorbeiführen. Besonders die sogenannten soft Skills, also Fähigkeiten wie Teamwork und emotionale Intelligenz, werden in den nächsten Jahren immer wichtiger werden. Daneben müssen die Mitarbeiter aber auch die technischen Zusammenhänge (wenigstens ansatzweise) verstehen und beherrschen, also digital literacy erwerben. Um das zu gewährleisten sollten Unternehmen die Hilfe der sogenannten digital natives in Anspruch nehmen. Damit sind die jungen Leute gemeint, die mit Smartphone und PC aufgewachsen sind und die digitalen Tools aus dem Effeff beherrschen. Diese Bevölkerungsgruppe besitzt das Potenzial, auch die digital immigrants an das Thema Digitalisierung heranzuführen und so die digitale Transformation in Unternehmen voranzutreiben.
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