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Jobsharing fuer Führungspositionen

Jobsharing fuer Führungspositionen – die Idee gibt es schon länger, scheint jedoch aktuell immer beliebter zu werden. Bedeutet die Flexibilität, die mit diesem Modell einhergeht, ein besseres Arbeiten für Arbeitnehmer? Und was haben die Unternehmer von diesem Arbeitszeitmodell? Die Antworten.

Was versteht man unter Jobsharing und woher kommt die Idee?

Jobsharing ist ein Modell, bei dem sich verschiedene Mitarbeiter einen Arbeitsplatz teilen. Und Jobsharing ist dabei gar kein neues Phänomen. Schon in den 80er Jahren war die aus den USA stammende Idee in Deutschland bekannt und wurde auch eingesetzt. Ursprünglich sollte die Arbeitsplatzteilung dazu führen, dass sich die Arbeitslosigkeit in der BRD verringert, denn die war in den 80er Jahren auf einem Rekordniveau.

Wie lange Jobsharing in Deutschland schon eingesetzt wird, sieht man außerdem an einer Regierungserklärung des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl. Schon im Jahr 1983 weist er darauf hin, dass dieses Modell ein wichtiger Schritt hin zu mehr Gerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt und vor allem auch der Integration von Frauen und Arbeitssuchenden in die Berufswelt sein kann.

Wir sehen also: Obwohl Jobsharing nach einer neuen Idee speziell für kreative Berufe klingt, ist das gar nicht so.

Wie funktioniert Jobsharing?

Beliebt ist zum Beispiel das Modell, bei dem sich zwei Mitarbeiter zu gleichen Teilen die Aufgaben teilen. So wird ein Vollzeitjob von zwei Mitarbeitern in Teilzeit ausgeübt. Gerade für Arbeitnehmer in der Familienphase kann diese Form des Arbeitens sehr interessant sein, da es – richtig umgesetzt – eine tolle Möglichkeit ist, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Denn bei Jobsharing Positionen können die Kollegen selbst entscheiden, wer wann wie viel arbeitet. Solange die anfallenden Aufgaben erledigt werden, ist das kein Problem.

Es ist aber auch denkbar, dass eine Position zu unterschiedlichen Teilen und sogar unter mehr als zwei Mitarbeitern aufgeteilt wird. Allerdings sollten Arbeitgeber in diesem Fall darauf achten, dass die Aufgaben und die Arbeitszeit nicht zu kleinteilig wird. „Jobanteile“ von ungefähr zehn Prozent bergen die Gefahr, dass es den Mitarbeiter mehr Zeit kostet, auf den aktuellen Stand zu kommen, als er Zeit hat, um zu arbeiten.

Welche Vorteile hat Jobsharing?

Wie jedes andere Modell, hat auch Jobsharing seine Vor- und Nachteile. Der wohl wichtigste Vorteil dieses Modells für den Arbeitnehmer ist die Flexibilität. Da nicht mehr nur ein Mitarbeiter allein für den Job verantwortlich ist, sondern ihn sich mit einem Kollegen oder einer Kollegin teilt, trägt er auch nicht mehr die Verantwortung komplett allein. So ist auch mal ein spontaner Besuch beim Kinderarzt ein nicht mehr ganz so großes Problem.

Und genau diese Flexibilität ist wiederum ist ein großer Vorteil für Arbeitgeber. Sie müssen nicht mehr auf ihre gut ausgebildeten und eingearbeiteten Mitarbeiter verzichten, sondern können sie in Teilzeit, oder einem anderen Modell, im Unternehmen weiterhin beschäftigen. Was vielleicht unter anderen Umständen nicht möglich wäre – zum Beispiel in kleineren mittelständischen Betrieben.

Jobsharing bedeutet mehr Zufriedenheit

Kurzum, richtig angewendet, führt Jobsharing dazu, dass Mitarbeiter, die nur noch in Teilzeit arbeiten können oder wollen, im Unternehmen bleiben. Das führt zu mehr Zufriedenheit und letztlich mehr Motivation. Und genau das wirkt sich positiv auf die tägliche Arbeit und das Miteinander im Team aus. Es scheint außerdem Hinweise darauf zu geben, dass Jobsharer zu kreativeren Lösungen kommen. Ein Grund scheint in der sehr kooperativ und von großem Input geprägten Arbeitsform zu liegen.

Aber nicht nur das: Arbeitgeber, die Jobsharing erfolgreich im Unternehmen etablieren können, können Mitarbeiter langfristig binden. Gerade in Zeiten eines steigenden Fachkräftemangels ist das ein nicht zu unterschätzender Wettbewerbsvorteil dieses Beschäftigungsmodells.

Für welche Mitarbeiter eignet sich Jobsharing?

Aus den Voraussetzungen der Mitarbeiter folgt aber auch, dass Jobsharing nicht für alle der richtige Weg ist. Wer beispielsweise lieber allein arbeitet und weniger Wert auf Kommunikation legt, wird mit diesem Modell keine Freude haben. Denn ohne ständigen Austausch mit den Kollegen, ist Jobsharing nicht zu machen. Ob es nun darum geht, die wöchentliche Arbeitszeit abzustimmen, oder die Rollen in einem anstehenden Projekt zu verteilen – wer nicht bereit ist, mit seinem Jobsharing Pendant zu verhandeln und zu kommunizieren, kann langfristig mit dem Modell keine Erfolge feiern.

Umgekehrt bedeutet das aber auch, dass kommunikationsfreudige Mitarbeiter, die sich gut organisieren können und gerne im Team arbeiten mit dieser Form der Arbeit produktiver und glücklicher sein können.

Übrigens: Neben dem Jobsharing wird auch ein anderes Arbeitsmodell immer häufiger in Unternehmen angewendet: Die sogenannten Job Rotation. Dabei arbeiten die Mitarbeiter ihre vertraglich vereinbarten Stunden, aber nicht immer auf der gleichen Position. Wenn die Jobs miteinander vergleichbar sind, die Mitarbeiter also wissen, was sie tun, kann auch diese Form zu mehr Freude an der Arbeit und damit auch Motivation führen.

Jobsharing und die Erfahrungswerte in Deutschland

Obwohl Jobsharing schon lange in Deutschland bekannt ist, setzen es relativ wenige Unternehmen ein. Im Jahr 2015 war das Modell nur in ungefähr 15-20 Prozent der Firmen in Deutschland überhaupt ein Thema.

Besonders schwierig hat es der Dienstleistungssektor mit dem Jobsharing. Mitarbeiter, die sich in dieser Branche einen Job teilen, müssen wirklich sehr genau und transparent alle Vorgänge festhalten, damit der Sharing-Partner ständig im Bild ist. Gerade in schnelllebigen Geschäften ist es fraglich, ob dieses Vorgehen überhaupt praktikabel ist. Denn Zeit, die für die Dokumentation und Neu-Einarbeitung in Prozesse verloren geht, fehlt eben an anderer Stelle.

Außerdem zeigt sich ein anderes Problem in vielen Unternehmen: Jobsharing ist gerade für die Mitarbeiter interessant, die Familie und Beruf besser miteinander in Einklang bringen möchten. Diese Mitarbeiter arbeiten am liebsten vormittags, also dann, wenn die Kinder in der Kita oder Schule sind. Wenn das nun der Plan beider Mitarbeiter ist, die sich die Stelle teilen, führt es zu einer ungleichen Verteilung der Arbeitszeit, auch darüber berichten einige Unternehmen in Deutschland. Vormittags sind sie mit Arbeitnehmern gut ausgestattet, während nachmittags die Ansprechpartner fehlen.

Bleibt abzuwarten, welche Neuerungen sich in den nächsten Jahren auf dem Arbeitsmarkt noch ergeben. Die Digitalisierung wird vermutlich dazu beitragen, dass immer mehr alternative Jobmodelle entstehen werden. Ob Jobsharing eins davon sein wird, kann man heute noch nicht sagen.

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