
Mobbing? Das können Sie dagegen tun
Fragen werden übergangen, Wünsche ignoriert und der ein oder andere schlechte Witz wird auf Ihre Kosten gemacht. Was vielleicht harmlos anfängt, kann sich schnell zu handfestem Mobbing auswachsen. Mit schlimmen Folgen: Psychische und physische Belastungen des Arbeitnehmers werden größer. In der Folge meldet er sich öfter krank, was wiederum dazu führen kann, dass die Hänseleien und Bemerkungen zunehmen. Ein Teufelskreis, den man nur schwierig durchbrechen kann. Aber es geht!
Ist das schon Mobbing?
Die Grenze zwischen Mobbing und Ausgrenzung durch Kollegen und Vorgesetzte verläuft häufig fließend und ist daher nur schwer zu ziehen. Denn bei beiden Phänomen geht es um Personen und die nehmen Dinge in der Regel ganz unterschiedlich wahr. Was für den einen vielleicht nur ein blöder Witz ist, kann für den anderen bereits eine Beleidigung sein. Nichtsdestotrotz gibt es Kriterien, die eindeutig zum Mobbing gehören. An erster Stelle steht der Vorsatz oder das systematische Anfeinden, aber auch die Regelmäßigkeit spielt eine Rolle.
Wenn Sie eine oder gleich mehrere der folgenden Fragen mit „ja“ beantworten können, werden Sie von Kollegen oder Vorgesetzten wahrscheinlich gemobbt:
• Wird versucht, Ihnen wichtige Informationen vorzuenthalten?
• Wird „vergessen“ Sie zu Besprechungen und Team-Meetings einzuladen?
• Werden Sie regelmäßig nicht in Gespräche integriert?
• Werden Sie mit einer gewissen Regelmäßigkeit schikaniert?
Jetzt liegt es an Ihnen, etwas an dieser Situation zu ändern. Denn eines ist sicher: Sich mit der Lage abzufinden, ist keine Option. Dadurch wird es nämlich nicht besser, sondern in den allermeisten Fällen nur noch schlimmer. Versuchen Sie daher langsam und mit Bedacht einen Ausweg aus dem Mobbing-Teufelskreis zu finden. So kann es gelingen:
1. Schweigen Sie nicht!
Zahlen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin zeigen, dass ungefähr jeder neunte Berufstätige in Deutschland bereits Opfer von Mobbing oder Hänseleien geworden ist. Falls es Ihnen also aktuell so gehen sollte, denken Sie immer daran, dass Sie nicht allein sind. Sicherlich ein schwacher Trost, aber immerhin einer, denn so wissen Sie, dass sie nicht allein mit ihrem Schicksal sind. Vielleicht finden Sie ja auch einen Kollegen oder eine Kollegin, dem oder der es auch schon einmal so ergangen ist. Geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid und sich über seine Probleme mit einer anderen Person zu unterhalten kann bereits ein erster Schritt in die richtige Richtung sein. Seien daher offen für Kollegen, die Ihnen – vielleicht auch subtil – Unterstützung anbieten.
2. Suchen Sie sich Rückendeckung
Haben Sie bereits einen Verbündeten oder eine Verbündete bei der Arbeit gefunden, ist Ihnen schon ein wichtiger Schritt gelungen. Versuchen Sie nun mit der Hilfe dieses Kollegen oder dieser Kollegin noch andere Personen zu finden, die sich bei den Mobbing-Attacken der anderen Kollegen enthalten. So können Sie einen menschlichen Schutzwall um sich herum aufbauen. Angriffe von außen lassen sich damit leichter abwehren und mit ganz viel Glück reichen diese Verbündeten auch schon aus, damit das Mobbing aufhört.
3. Setzen Sie Grenzen
Machen Sie ihrem Gegenüber deutlich, wann es Ihnen zu viel wird. Es kann sein, dass sich aus einer Laune heraus eine Gruppendynamik entwickelt, die gar nicht zum Ziel hatte, Sie auszugrenzen. Schreiten Sie daher zum frühesten Zeitpunkt ein und sagen Sie, wenn die Späße überhand nehmen.
4. Führen Sie Buch
Dieser Tipp klingt vielleicht etwas abwegig, weil Sie nicht das Gefühl haben, dass man die Mobbing-Attacken der Kollegen auch noch schriftlich festhalten sollte, hat aber einen ganz konkreten Hintergrund: Wenn Sie genau Buch darüber führen, was passiert ist, haben Sie etwas in der Hand, wenn es zu einem Gespräch bei dem Chef oder mit dem Betriebsrat kommen sollte. Benutzen Sie dabei folgende Leitfragen:
• Was ist passiert?
• Wer war daran beteiligt?
• Wie haben Sie reagiert?
5. Zeigen Sie die Folgen auf
Manche Kollegen, die beim Hänseln oder sogar mobben über die Stränge schlagen, lassen sich dann doch belehren, wenn sie die Konsequenzen ihres Handelns sehen. Hinterlassen die Mobbing-Attacken bereits körperliche Beschwerden bei Ihnen, sprechen Sie das ganz deutlich an. Sagen Sie ihren Kollegen, dass Sie nichts mehr essen können, schlecht schlafen oder vielleicht bereits ein Magengeschwür haben.
6. … und das wenn nötig auch mehrmals
Bleiben Ihre Arbeitskollegen unbeeindruckt von ihren Schilderungen, lassen Sie sie gerne häufiger wissen, was das Verhalten bei Ihnen bewirkt. Getreu dem Motto: Steter Tropfen höhlt den Stein, sollten Sie auch bei den Schilderungen der Folgen der Mobbing-Attacken kein Blatt vor den Mund nehmen. Wer weiß, vielleicht sehen es Ihre Kollegen ja doch noch ein, dass Mobbing wirklich niemandem etwas bringt.
Unser Tipp: Nehmen Sie für dieses Gespräch eine neutrale Person mit ins Boot. Diese kann später als „Zeuge“ dienen, vermittelt aber auch dem Mobber das Gefühl, dass es sich bei der Aussprache um etwas Verbindliches handelt und man sich an getroffene Absprachen halten muss.
7. „Auge um Auge..“? Lieber nicht
Nur weil Ihnen Ungerechtigkeiten widerfahren, sollten Sie sich unter keinen Umständen dazu verleiten lassen, das gleiche zu tun. Schließlich haben Sie doch am eigenen Leib erfahren, wie es sein kann, wenn man gemobbt wird. Ersparen Sie also anderen diese Erfahrung, auch wenn es für Sie vielleicht ein Trost sein kann, Ihren Frust an einem anderen Kollegen oder Bekannten auszulassen.
Schon gar nicht sollten Sie versuchen, den Anführer der Mobbing-Partei ebenfalls öffentlich zu hänseln oder zu mobben. Denn das birgt die Gefahr, dass es nur noch schlimmer wird.
8. Externe Profis können helfen
Nehmen Sie die Hilfe von externen Beratern in Anspruch. Aufgrund der steigenden Anzahl an Mobbing-Opfern gibt es mittlerweile sehr viele Mediatoren und auch Psychologen, die sich auf das Thema spezialisiert haben. Nehmen Sie auch deren Hilfe in Anspruch, wenn die vorherigen Schritte zu keinem oder nicht zu dem gewünschten Ergebnis geführt haben. Eine professionelle, neutrale Person hat noch einmal andere Herangehensweisen und Ideen, wie man das Mobbing-Problem lösen könnte.
9. Letzter Ausweg: Wechseln Sie den Job
Kollegen um Unterstützung gebeten, den Betriebsrat ins Boot geholt und schließlich noch mit dem Chef gesprochen, wenn das alles nichts geholfen hat und Sie weiterhin gemobbt werden, hilft leider meist nur eins: Einen neuen Job zu suchen. Denn langfristig wird man in einer Firma nicht glücklich, in der man tagtäglich Angst davor haben muss, wieder das Opfer einer Mobbing-Attacke zu werden. Da ist ein Neustart meist gar keine so schlechte Alternative.
Was sagen Sie zu diesem Artikel: Sind Sie auch schon einmal Opfer einer Mobbing-Attacke geworden, oder haben Sie vielleicht einen Kollegen einmal zu oft gehänselt? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare!
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