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Quereinsteiger

Quereinsteiger, weil eine Änderung das Richtige sein könnte? Es kann schon vorkommen, dass der erlernte Beruf nicht derjenige ist, den man auch noch nach Jahren ausüben möchte. Bevor Sie als Arbeitnehmer dann jeden Tag mit schlechter Laune auf der Arbeit erscheinen, sollten Sie über den Quereinstieg in eine neue Branche nachdenken. Denn tatsächlich sind Quereinsteiger heute gar nicht mehr so selten. In welchen Branchen Sie Chancen haben und was Sie beachten sollten, lesen Sie hier.

In welchen Branchen geht ein Quereinstieg?

In einigen anderen Ländern ist der Quereinstieg gar nicht so ungewöhnlich. In England beispielsweise ist es vollkommen normal, dass Arbeitnehmer den Job erlernen, während sie arbeiten: Training on the Job oder eben Learning by doing wird das dann genannt.

Bei uns in Deutschland ist das anders. Denn hier gibt es das System der dualen Ausbildung. Quereinsteiger waren daher bis vor einigen Jahren noch in der Unterzahl. Wer einen Beruf ausüben wollte, machte vorher die entsprechende Ausbildung und erwarb damit die nötige Qualifikation.

Daneben gibt es in Deutschland (und in einigen anderen Ländern der Welt) aber auch die sogenannten geschützten Berufsbezeichnungen. Diese Berufe finden sich vor allem im juristischen-buchhalterischen und medizinisch-psychologischen Feld und können dementsprechend nur mit dem qualifizierenden Studium oder der entsprechenden Ausbildung ausgeübt werden. Zu diesen Berufen gehören zum Beispiel Arzt, Apotheker und Anwalt, aber auch Architekt und Steuerbevöllmächtigter zählen dazu.

Selbst wenn Sie sich für diese Berufe immens interessieren, werden Sie diese geschützten Berufe als Quereinsteiger ohne entsprechende Qualifikation nicht ausüben können. Mehr noch: Wenn Sie sich ohne Befugnis Arzt oder Anwalt nennen, können Sie nach Paragraph § 132 a Strafgesetzbuch (StGB) sogar verurteilt werden. (Auf der anderen Seite ist das aber auch beruhigend. Stellen Sie sich einmal vor, jeder, der gerade Lust darauf hat, könnte eine Arztpraxis eröffnen…)

 

Lehrer verzweifelt gesucht

Vor allem in den letzten Jahren wurden in einem Beruf besonders viele Quereinsteiger gesucht und eingestellt: In dem des Lehrers. Das hängt zum einen mit der verstärkten Zuwanderung ab dem Jahr 2015 zusammen. Im Zuge dessen wurden gerade in Grundschulen händeringend Lehrkräfte gesucht – häufig auch ohne explizite pädagogische Vorerfahrung.

Zum anderen ist es im Lehrerberuf aber auch wie in vielen anderen Branchen: Einige Jahre lang gibt es ein Überangebot von fertig studierten Lehrern, die nicht alle einen Job (oder einen Referendariatsplatz) finden. Das führt dazu, dass in den nächsten Semestern sich weniger Studenten für dieses Studium entscheiden. Nach einigen Jahren fehlen daher wieder Lehrer, da in der Zwischenzeit ältere Kollegen in den Ruhestand wechseln.

So kommt es immer wieder dazu, dass vor allem Lehrer als Quereinsteiger eingestellt werden. Uni-Absolventen mit einem schulrelevanten Fach (z.B. Mathematik, Physik, Germanistik, Biologie, Geschichte…) haben daher alle paar Jahre gute Chancen, einen Job in der Schule zu bekommen. Aber auch Absolventen mit einem abgeschlossenen Referendariat (Rechtsanwälte) können sich Chancen ausrechnen.

 

Auf die Motivation kommt es an

Klingt gar nicht mal übel, finden Sie jetzt? Natürlich ist es für Arbeitnehmer zunächst von Vorteil, wenn der Arbeitsmarkt durchlässiger wird. Allerdings bedeutet das nicht, dass Sie auf jeden Fall Ihr Glück als Quereinsteiger versuchen sollten. Ein Jobwechsel ist eine Entscheidung mit enormer Tragweite, die Sie nicht leichtfertig treffen sollten. Schon gar nicht aus dem Bauch heraus oder weil Sie sich beispielsweise über Ihren Chef geärgert haben.

Bedeutet konkret: Bevor Sie sich über eine neue Laufbahn als Quereinsteiger Gedanken machen, sollten Sie gute und handfeste Gründe für Ihren beruflichen Neustart haben. Bitte verstehen Sie das nicht falsch. Das bedeutet nicht, dass Sie auf Biegen und Brechen nach einer Rechtfertigung suchen sollten, wie Sie den Quereinstieg am besten für sich verpacken. Vielmehr geht es darum herauszufinden, ob Sie als Quereinsteiger in einer neuen Branche glücklich werden.

 

Soll ich oder soll ich nicht?

Um zu einer möglichst objektiven Einschätzung zu kommen, ob Sie den Weg in den Quereinstieg wagen sollten, können Ihnen folgende Fragen weiterhelfen:

Machen Sie eine Bestandsaufnahme. Wenn Sie tatsächlich einen beruflichen Neuanfang wagen wollen, müssen Sie sich über Ihre Ziele, Pläne und Motive vollkommen im Klaren sein. Nur so werden Sie zu einem Ergebnis kommen, das Sie auch nach einigen Jahren noch glücklich machen kann. Andernfalls sind Sie nach wenigen Monaten schon wieder unzufrieden und die Suche geht von vorne los. Versuchen Sie daher sich nicht nur über Ihre Wünsche klar zu werden, sondern auch darüber, wovor Sie besonders viel Angst haben und welche Befürchtungen Sie haben. Beschränken Sie diese Bestandsaufnahme nicht nur auf den beruflichen Bereich. Auch Ihr Privatleben sollten Sie in die Analyse mit einbeziehen, um zu einem aussagekräftigen Ergebnis zu kommen. Diesen Schritt müssen Sie übrigens nicht alleine gehen. Fragen Sie Bekannte und Freunde um Rat, ob diese Ihnen bei Ihrer Bestandsaufnahme beiseite stehen können. Andere Möglichkeit: Suchen Sie bei einem professionellen Jobcoach oder Karriereberater Rat

Liegt es am Arbeitgeber oder am Job? Der erste Schritt kann Ihnen schon einen Hinweis geben, ob Sie eher mit Ihrem Arbeitgeber unzufrieden sind oder ob das Aufgabengebiet in Ihrem aktuellen Job nicht zu Ihren Interessen passt. Unter Umständen ergibt die Analyse ja auch, dass Sie Ihrem Arbeitgeber weiterhin treu bleiben und nur die täglichen Aufgaben wechseln möchten. Dann lohnt sich ein Gespräch mit dem Vorgesetzten darüber, ob es im Unternehmen vielleicht noch einen anderen Einsatzbereich für Sie gibt. Vielleicht hilft Ihnen eine interne oder externe Weiterbildung auch weiter, in die gewünschte Position zu kommen.

Der Schritt in die neue Zukunft. Kann aber auch sein, dass die Bestandsaufnahme ergibt, dass Sie weder in Ihrem aktuellen Job noch bei Ihrem aktuellen Arbeitgeber wirklich glücklich sind. Dann hilft nur eins: Ein Jobwechsel und vielleicht sogar der Quereinstieg. Bei diesem Schritt dürfen Sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Verwerfen Sie zunächst bitte keine Idee, gleichgültig wie abwegig sie zunächst scheinen mag. Sie sollten vielmehr jede Option durchspielen. Schließlich wissen Sie nicht, was sich zufällig ergibt. In jedem Fall sollten Sie Ihre Ideen notieren und mit Ihrem Umfeld besprechen. So können Sie noch einmal andere Einsichten bekommen.

Die Pläne werden konkret. Wenn Sie eine Option gefunden haben, die Ihnen intuitiv als die richtige erscheint, sollten Sie diese verfolgen. Bitte bedenken Sie, dass Sie es als Quereinsteiger vermutlich nicht immer einfach haben werden. Eine berufliche Neuorientierung ist nichts, was man mal „eben so“ macht. Der Quereinstieg kostet Zeit, Geduld und Ausdauer. Wenn Sie allerdings einen Job in Ihrem anvisierten Feld gefunden haben, werden Sie den Weg sicherlich nicht bereuen  –egal wie steinig er war.

 

 

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