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Remote Work: Das sollten Arbeitgeber beachten

Die Corona-Krise hat einige Veränderung auf dem Arbeitsmarkt mit sich gebracht. Eine davon ist das Arbeiten aus dem Homeoffice. Wo es möglich war, haben Arbeitgeber ihren Beschäftigten das Arbeiten von Zuhause ermöglicht. So sollten Kontakte vermieden und die Pandemie eingedämmt werden. Mittlerweile haben Arbeitnehmer das Arbeiten aus dem Homeoffice, häufig auch Remote Work genannt, schätzen gelernt. Einige verhandeln mit ihrem Arbeitgeber Konditionen, wie sie längerfristig und/oder regelmäßig von Zuhause arbeiten könnten. Worauf Arbeitgeber achten sollten, besonders im Hinblick auf die Unterschiede zwischen Homeoffice und Remote Work, lesen sie hier.

Remote Work wichtiger geworden

 

Wie eine repräsentative Umfrage des Digitalverbandes Bitkom unter mehr als 1.000 Bundesbürgern zeigt, war die Corona-Krise ein Treiber für das Arbeiten aus dem Homeoffice: Jeder fünfte Arbeitnehmer arbeitete in der Hochphase der Pandemie zum ersten Mal vom heimischen Schreibtisch aus. Einige Arbeitnehmer behalten das Arbeiten von Zuhause auch aktuell noch bei. Wobei der Trend wieder rückläufig ist. Viele Beschäftigte möchten wieder zurück an ihren Arbeitsplatz und wieder gemeinsam mit den Kollegen den Arbeitstag bestreiten. 

 

Auf der anderen Seite möchten Arbeitgeber ebenfalls ihre Mitarbeiter zumindest von Zeit zu Zeit wieder im Büro wissen. Trotzdem wird Homeoffice und Remote Work in Zukunft wichtiger werden. Was nicht zuletzt daran liegt, dass gerade die jüngeren Beschäftigten diese flexible Form des Arbeitens zu schätzen wissen. Arbeitgeber, die sich im War for Talents gut aufstellen möchten, sollten sich mit Homeoffice und remote Work auseinandersetzen. 

 

Homeoffice und Remote Work: Die Unterschiede 

 

Eins vorab: Einen verbindlichen Rechtsanspruch von Arbeitnehmern, aus dem Homeoffice arbeiten zu dürfen, gibt es in Deutschland bislang (Stand September 2021) nicht. In anderen Ländern der EU, wie zum Beispiel den Niederlanden, existiert dieser Rechtsanspruch schon länger (in den Niederlanden seit 2015). Für Mitarbeiter bedeutet das, dass sie nicht grundsätzlich darauf bestehen können, von Zuhause zu arbeiten. Das ändert aber nichts daran, dass viele Arbeitgeber ihren Beschäftigten immer noch Homeoffice ermöglichen, wenn es umsetzbar ist und in den Betriebsablauf passt. Umso wichtiger, dass sich Arbeitgeber über die Unterschiede zwischen den beiden Formen des Arbeitens außerhalb der eigenen Betriebsräume informieren:

 

Homeoffice 

 

Homeoffice bedeutet, dass sich Arbeitgeber an umfangreichere Regelungen halten müssen. Wenn die Beschäftigten des Unternehmens von Zuhause arbeiten, müssen Arbeitgeber auf die Einhaltung folgender arbeitsrechtlicher Vorschriften achten:

 

  • Arbeitsschutz
  • Datenschutz
  • Arbeitszeitgesetz

 

Das hat zur Folge, dass Arbeitgeber dafür verantwortlich sind, den Arbeitsplatz im Homeoffice für ihre Beschäftigten einzurichten. Telefon, PC und unter Umständen auch ein Schreibtisch plus passendem Stuhl gehören in den Verantwortungsbereich des Arbeitgebers. 

 

Um den Vorgaben des Arbeitszeitgesetzes bestmöglich nachzukommen, können Arbeitgeber mit ihren Beschäftigten feste Arbeitszeiten auch im Homeoffice vereinbaren. Dazu zählen:

 

  • Verbindliche Regelung zur Höchstarbeitszeit
  • Gesetzliche Ruhepausen
  • Einhaltung der Ruhezeiten zwischen den Arbeitseinsätzen
  • Verbot von Feiertags- und Sonntagsarbeit (sofern für die Branche keine Ausnahmen existieren)

 

Einigen sich beide Seiten verbindlich auf konkrete Regelungen, hat das den weiteren Vorteil, dass Arbeitgeber und Kollegen wissen, wann der Mitarbeiter im Homeoffice erreichbar ist. 

 

Die Vorschriften an Datensicherheit und die zu nutzende IT-Infrastruktur sind derart umfassend, dass sich Arbeitgeber bei diesem Thema gesondert informieren sollten. Grundsätzlich gilt jedoch auch beim Thema Datenschutz, dass Arbeitgeber verpflichtet sind, sich an die gesetzlichen Vorgaben zu halten. Was das für den individuellen Beschäftigten und seinen Homeoffice-Arbeitsplatz bedeutet, sollten Arbeitgeber individuell mit einem Experten klären. 

 

Remote Work

 

Remote Work und Homeoffice werden hin und wieder synonym benutzt, unterscheiden sich aber in wesentlichen Punkten. So ist beim Remote Work die gestalterische Freiheit für den Arbeitnehmer größer. Häufig gibt es nur einen Arbeitsanweisung an den Beschäftigten. Wann und wie er diese umsetzt, bleibt ihm überlassen. Remote Work ist daher auch ein beliebtes Modell für Freelancer und freie Mitarbeiter, die sich ihre Arbeit frei einteilen und nicht fest in den Betriebsablauf integriert sind.

 

Aufgrund der größeren Freiheit für den Arbeitnehmer hat auch der Arbeitgeber mehr Spielraum. Trotzdem müssen auch beim Remote Work die Vorgaben des Arbeitsschutzgesetzes beachtet werden. Die Umsetzung gestaltet sich jedoch schwierig. Für Beschäftigte, die wechselnde Arbeitsplätze haben und morgens vielleicht selbst noch nicht wissen, wo sie nachmittags arbeiten, kann man nur schwierig eine Gefährdungsbeurteilung des Arbeitsplatzes erstellen. Remote Work kommt zudem häufig bei den digitalen Nomaden vor. Damit sind Beschäftigte gemeint, die auf Reisen arbeiten und daher auch von verschiedenen Ländern aus arbeiten. Arbeitgeber sollten ihre Beschäftigten, die im Remote Work arbeiten, unbedingt auf die bestehenden Regelungen hinweisen. Idealerweise haben sie dazu ein Informationsblatt, das sie sich vom Arbeitnehmer unterzeichnen lassen. 

 

Die Vorteile von Remote Work und Homeoffice

 

Warum sollte man sich als Arbeitgeber überhaupt auf das mobile Arbeiten im Rahmen von Remote Work einlassen? Ganz einfach deshalb, weil Remote Work Vorteile für Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit sich bringt. Und zwar:

 

  1. Mehr Flexibilität: Remote Work verspricht mehr Flexibilität für Beschäftigte. Wer sich seine Zeit frei einteilen kann, kann zum Beispiel vormittags zum Arzt gehen oder in aller Ruhe die Kinder in der Betreuungseinrichtung abgeben. Auch lange auszuschlafen oder mittags für eine Einheit in Fitnessstudio zu gehen, ist mit Remote Work möglich. 
  2. Mehr Produktivität: Diese Flexibilität schätzen die meisten Arbeitnehmer. Sie wissen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass sie ohne größere Probleme Beruf und Privatleben unter einen Hut bekommen. Das motiviert und führt häufig dazu, dass Beschäftigte produktiver sind als ihre Kollegen, die kein Remote Work praktizieren. Wer effizienter arbeitet, hat schneller Feierabend. Besonders in Remote Work-Modellen, die Werkvertragcharakter haben. Bei denen also lediglich festgelegt ist, welches Arbeitsergebnis zu welchem Zeitpunkt gefordert wird. Mehr Freizeit bei gleicher Bezahlung motiviert noch einmal zusätzlich. Wodurch sich dieser positive Effekt des Remote Work weiter verstärkt. 
  3. Besseres Employer Branding: Viel Flexibilität, eine ausgeglichene Work-Life-Balance und selbstbestimmtes Arbeiten sind gewichtige Argumente. Diese Argumente können Arbeitgeber nutzen, wenn sie neue Mitarbeiter rekrutieren möchten. Studien zeigen, dass gerade junge und jüngere Arbeitnehmer und unter ihnen die besser ausgebildeten Fachkräfte viel Wert auf diese Faktoren bei ihrem Arbeitgeber legen. Unternehmen, die es verstehen, sich in dieser Hinsicht geschickt zu platzieren und zielgerichtetes Employer Branding betreiben, können daraus einen Vorsprung dem direkten Wettbewerb gegenüber generieren. 
  4. Weniger Kosten: Nicht nur auf der Suche nach neuen Mitarbeitern ist Remote Work als Option im Unternehmen hilfreich. Auch Teile der bestehenden Belegschaft werden es würdigen, wenn ihr Arbeitgeber ihnen Remote Work oder Homeoffice ermöglicht. Beschäftigte, die wissen, was sie an ihrem Arbeitgeber haben, sind nicht so schnell bereit, auf Wechselangebote einzugehen oder gar aktiv nach einem neuen Arbeitgeber zu suchen. Mit anderen Worten: Remote Work kann die Fluktuation im Unternehmen senken. Damit verringern sich die Kosten für den Recruitingprozess neuer Mitarbeiter. Der gerade bei hoch- und höherqualifizierten Arbeitskräften nicht unerheblich ist. 

 

Bildnachweis: TDway by shutterstock

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