
Work-Life-Balance: So kann das Gleichgewicht gelingen
Als Work-Life-Balance bezeichnet man das Gleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben. Gerade aktuell, aufgrund der Corona-Pandemie, kommt das häufig zu kurz. Welche Gründe das haben kann und was Sie als Arbeitnehmer dagegen tun können, lesen Sie hier.
Inhaltsverzeichnis
Work-Life-Balance: Was versteht man darunter?
Eine gute Work-Life-Balance ist wohl das, was die meisten Arbeitnehmer anstreben. Denn darunter versteht man, dass sich Beruf („work) und Privatleben („life“) in einem harmonischen Einklang (“balance“) miteinander befinden.
Tatsächlich ist genau das aber gar nicht so einfach. Vor allem Arbeitnehmer, die nicht nur Freizeitbeschäftigung und Job unter einen Hut bringen, sondern zusätzlich auch noch eine Familie haben, können mitunter ins Straucheln geraten.
Gerade aktuell, während der Corona-Pandemie, scheint sich die Belastung dabei zu vervielfachen. Plötzlich arbeitet man im Homeoffice, was für viele Beschäftigte schon eine große Umstellung ist, muss nebenbei aber auch den Kindern bei den Schulaufgaben helfen, womöglich kleinere Kinder anderweitig betreuen – und dann wäre da ja auch noch der Haushalt mit kochen, putzen und waschen. Das Problem kennen übrigens nicht mehr nur Frauen. Auch Männer klagen immer häufiger darüber, dass sich Beruf und Privatleben immer schwerer miteinander vereinbaren lassen. Doch woher kommt dieser Druck eigentlich?
Die Gründe für eine unausgeglichene Balance
Die Corona-Pandemie und mit ihr die geänderten Arbeitsabläufe, stellt sicherlich einen Sonderfall dar, der uns hoffentlich so bald nicht noch einmal beschäftigen wird.
Doch auch davon abgesehen, klagen einige Beschäftigte schon länger darüber, dass eine ausgeglichene Work-Life-Balance fehlt. Häufig werden dabei ähnliche Gründe genannt, nämlich:
- Ständige Erreichbarkeit: Smartphone, Tablet oder Smartwatch machen es möglich, dass wir ohne große Probleme erreichbar sind. Das gilt jedoch nicht nur für private Gespräche, sondern auch für berufliche Mails und Telefonate. Wer eine entsprechende App installiert, kann sich die E-Mails des Chefs sogar auf seiner Uhr anzeigen lassen – und das eben rund um die Uhr. Das führt dazu, dass wir auch nach Dienstschluss nicht richtig abschalten können. Unterbewusst sind wir immer in der Erwartung, ein Kollege oder gar der Vorgesetzte könnte sich noch kurz mit einer wichtigen Information melden. Gerade in kleineren Unternehmen und Start-ups ist genau dieses Vorgehen keine Seltenheit. Ein Grund dafür sind neue Arbeitszeitmodelle.
- Flexible Arbeitszeiten: In größeren Unternehmen sind die Arbeitszeiten klar geregelt, auch dann wenn flexible Arbeitszeitmodelle wie zum Beispiel Gleitzeit zum Einsatz kommen. Das ist jedoch nicht überall so. Und so werden Beschäftigte um ihre Work-Life-Balance gebracht. Arbeitnehmer, die zum Beispiel völlig frei entscheiden können, wann und wie viel sie arbeiten, neigen eben auch eher dazu, mehr zu arbeiten, als sie müssten. Gerade bei Vertrauensarbeitszeit kommt es so schnell vor, dass ein gesundes Gleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben zu kurz kommt.
- Großer Konkurrenzdruck: Schon mehrmals machten die Arbeitszeiten von Praktikanten und Angestellten bei den großen Investmentbanken Schlagzeilen. Zuletzt klagten junge Investmentbanker von Goldman Sachs sogar über 100-Stunden-Wochen und forderten stattdessen eine 80-Stunden-Woche. Mit dem deutschen Arbeitszeitgesetz sind derartige Arbeitszeiten nicht vereinbar – zum Glück! Trotzdem gibt es in einigen Branchen die Tendenz, sehr lange zu arbeiten, um bessere Ergebnisse als die Konkurrenz abzuliefern. Gerade in kreativen Berufen können Arbeitgeber diese selbstverantwortete Ausbeutung ihrer Mitarbeiter oder Praktikanten nicht überprüfen. Denn ob die Mitarbeiter sich zuhause noch weiter Gedanken machen oder an Konzepten arbeiten, liegt nicht in der Verantwortung des Arbeitgebers.
Die Folgen eines schlechtes Gleichgewichts
Die Folgen einer unausgewogenen oder gar fehlenden Balance zwischen Berufs- und Privatleben sind nicht zu unterschätzen. Arbeitnehmer, die sich in ihrer Freizeit nicht mehr entspannen können und sogar das Gefühl haben, im Urlaub erreichbar sein zu müssen, können über kurz oder lang ernsthafte Probleme bekommen.
Zunächst einmal werden sie vermutlich immer unzufriedener. Nur noch für den Job zu leben und kaum noch Zeit für Familie, Freunde und Hobbys zu haben, ist auf Dauer eben nicht erfüllend – jedenfalls nicht für die Mehrzahl der Menschen.
Diese Unzufriedenheit spürt aber nicht nur der Mitarbeiter, auch der Arbeitgeber wird früher oder später die Folgen bemerken. Arbeitnehmer, die sich in ihrer Freizeit nicht mehr entspannen können und den Kopf nicht mehr frei bekommen, verlieren die Motivation für ihre täglichen Aufgaben. Sie fühlen sich im Hamsterrad gefangen. Mit der Motivation sinkt auch die Produktivität, während gleichzeitig die Fehleranfälligkeit steigt. Die Folge: Die Mitarbeiter erledigen weniger Aufgaben in ihrer Arbeitszeit und führen diese auch noch schlechter aus.
Wenn man als Arbeitnehmer schließlich immer mehr negative Erfahrungen am Arbeitsplatz macht, obwohl die Arbeit das ist, was das Leben maßgeblich bestimmt, wird der Frust immer größer. Ganz nach dem Motto: Da opfert man schon seine Freizeit für den Job und dann bleiben dort auch noch die Erfolge aus.
Das wiederum führt zu noch mehr Druck und Stress. Die Beschäftigten müssen sich immer mehr anstrengen, um ihre Arbeit wieder in gewohnter Qualität abzuliefern. Leider gelingt das nur selten, weil eben ein Ausgleich in der Freizeit, die Work-Life-Balance, fehlt.
Spätestens an diesem Punkt sind die Arbeitnehmer in einer sehr besorgniserregenden Spirale: Druck auf der Arbeit, mangelhafte Arbeitsergebnisse, schlechte Laune und Ärger, die man mit nach Hause nimmt. Erholung und Ausgleich? Fehlanzeige!
Körperliche Folgen einer schlechten Work-Life-Balance
Kommen dann noch körperliche Beschwerden wie
- Rückenschmerzen
- Schlafstörungen
- Kreislaufprobleme
- Verdauungsbeschwerden
- Schwindel
- Konzentrationsprobleme
und andere hinzu, steigt vermutlich auch die Anzahl der Fehltage am Arbeitsplatz.
Sie sehen also, eine ausgeglichene Work-Life-Balance ist nicht nur im Sinne des Arbeitnehmers. Auch Arbeitgeber sind gut beraten, für einen echten Ausgleich neben der Arbeit zu sorgen.
Tipps für eine bessere Work-Life-Balance
Stellt sich die Frage, wie eine bessere Work-Life-Balance gelingen kann. Am besten fangen Sie nämlich schon damit an, bevor Sie die oben genannten Symptome verspüren und in dem beschriebenen Teufelskreis aus immer mehr Stress und immer weniger Erholung gefangen sind.
Zur Vorbeugung und damit einer gesunden Work-Life-Balance können Sie zum Beispiel folgendes unternehmen:
- Termine planen: Noch mehr Termine? Eigentlich haben Sie das Gefühl, dass Ihrer Work-Life-Balance eher weniger Termine gut tun würde. Vermutlich stimmt das auch. Wir meinen aber nicht berufliche Verpflichtungen, sondern private Verabredungen oder Pläne, die Sie in ihrem Terminkalender festhalten sollen. Denn gerade diese Termine gehen im stressigen Alltag schnell unter. Daher ist es umso wichtiger, dass sie einen festen Platz bekommen und so nicht mehr vergessen werden. Zu diesen privaten Plänen gehört übrigens auch die zwei Mal wöchentliche Laufrunde um den See, die ab jetzt ihren festen Platz im Kalender hat!
- Digital Detox: Vor einiger Zeit war Digital Detox ein Trend, an dem man nicht vorbeikam. Auch heute noch kann diese Methode dazu beitragen, zu einer besseren Work-Life-Balance zu finden. Denn wer schon beruflich den halben Tag vor digitalen Geräten verbringt, sollte sich in seiner Freizeit ein wenig Ruhe davon gönnen. Bedeutet: Smartphone aus und Laptop von der Couch verbannen. Stattdessen lieber ein gutes Buch lesen, ein Brettspiel spielen oder einfach mal die Stille genießen.
- Auf Bewegung achten: Stress und Angespanntheit lassen sich am besten lösen, wenn man sie raus lässt. Und genau das gelingt beim Sport am besten. Ob Sie nun zum Boxtraining gehen oder es lieber etwas entspannt beim Yoga angehen lassen, bleibt Ihnen überlassen. Auch auf einem ausgedehnten Spaziergang können Sie den Kopf wieder frei bekommen und Anspannungen abbauen. Wichtig ist einzig und allein, dass sie aktiv werden und ihrem Körper den nötigen Ausgleich bieten. So klappt es auch mit der Work-Life-Balance.
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