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Neustart als Quereinsteiger: Möglichkeiten und Chancen

Denken Sie schon länger über eine berufliche Veränderung nach? Die Möglichkeiten als Quereinsteiger sind heute vielfältig. So ist es keine Seltenheit, dass die erlernte Tätigkeit nicht das ist, was man bis zur Rente machen möchte. Wer diesem Wunsch nicht folgt, bleibt meist unzufrieden zurück. Dabei gibt es unzählige Berufe, die Sie auch ohne langjährige Berufserfahrung ausüben können. Hier lesen Sie mehr über den Quereinstieg und wie ein erfolgreicher Berufswechsel gelingt.

Quereinsteiger: Möglichkeiten in verschiedenen Branchen

In einigen Ländern ist der Quereinstieg nichts Ungewöhnliches. In England beispielsweise ist es vollkommen normal, dass Arbeitnehmer den Job erlernen, während sie bereits arbeiten: Training on the Job oder eben Learning by doing heißt es da.

Bei uns in Deutschland ist das etwas anders. Hier gibt es das System der dualen Ausbildung. So gab es für Quereinsteiger lange eher weniger Möglichkeiten – dementsprechend gab es weniger Menschen, die eine berufliche Veränderung ohne Berufserfahrung trotzdem wagten. Es galt: Wer einen Beruf ausüben wollte, benötigte vorher die entsprechende Berufsausbildung und erwarb damit die nötige Qualifikation.

Zusätzlich dazu gibt es in Deutschland (und in einigen anderen Ländern der Welt) sogenannte geschützte Berufsbezeichnungen. Diese Berufe finden sich vor allem im juristischen-buchhalterischen und medizinisch-psychologischen Feld und können dementsprechend nur mit dem qualifizierenden Studium oder der entsprechenden Berufsausbildung ausgeübt werden. So zum Beispiel der Beruf des Arztes, der Apothekerin und des Anwalts, aber auch der Architektin und des Steuerbevollmächtigten.

Erfahren Sie auch mehr darüber, wie ein Quereinstieg bei einem Jobwechsel mit 50 eine hervorragende Möglichkeit darstellen könnte, neue Herausforderungen anzunehmen und sich beruflich weiterzuentwickeln.

 

Quereinsteig-Möglichkeiten: Das geht nicht

Selbst wenn Sie sich für diese Berufe immens interessieren, hier sind die Möglichkeiten als Quereinsteiger begrenzt. Ohne entsprechende Qualifikation werden Sie diese geschützten Berufe nicht ausüben können. Mehr noch: Wenn Sie sich ohne Befugnis Arzt oder Anwältin nennen, können Sie nach Paragraph § 132 a Strafgesetzbuch (StGB) sogar verurteilt werden. (Auf der anderen Seite ist das aber auch beruhigend. Stellen Sie sich einmal vor, jeder, der gerade Lust darauf hat, könnte eine Arztpraxis eröffnen…)

 

Was kann man als Quereinsteiger machen?

Lassen Sie sich dadurch jedoch nicht entmutigen. Heutzutage gibt es einige Berufe, die sich für einen Quereinstieg ohne klassische Berufsausbildung gut eignen. Branchen, die vielfältige Möglichkeiten für Quereinsteiger bereithalten, sind beispielsweise das Sozial- und Personalwesen, die Informatik-, Logistik- und die Medienbranche.

Gängige Berufe für einen beruflichen Neustart ohne tiefergehende fachliche Kompetenzen sind beispielsweise:

  • Social-Media-Manager
  • Immobilienmakler
  • Hausverkäufer
  • Unternehmensberater
  • Fachinformatiker oder Programmierer
  • Projektmanager
  • Content-Manager
  • Redakteur
  • Journalist

 

Außerdem gibt es bei vielen Arbeitgebern als Quereinsteiger die Möglichkeit, eine Umschulung zu machen oder seine Hard Skills durch Weiterbildungen auszubauen. Welche Unternehmen und Einrichtungen bereit sind, Quereinsteiger einzustellen, erfahren Sie am ehesten durch ein persönliches Gespräch oder eine initiative Bewerbung. Und in vorheriger Recherche: Wer Möglichkeiten für Quereinsteiger anbietet, stellt diese in der Regel auch auf der eignen Website dar.

Vergessen Sie zudem nicht: Motivation und Soft Skills gehören zu den wichtigsten Voraussetzungen – in jeder Branche und jedem Job. Haben Sie einen Bereich gefunden, der genügend Quereinstieg-Möglichkeiten für Sie bereithält, können Sie die fehlenden fachlichen Kompetenzen durch Weiterbildungen aufholen.

Lehrende verzweifelt gesucht

Eine weitere Quereinsteiger-Möglichkeit: Lehrer werden! Vor allem in den letzten Jahren wurden in diesem Tätigkeitsfeld besonders viele Quereinsteiger gesucht und eingestellt. Das hängt zum einen mit der verstärkten Zuwanderung ab dem Jahr 2015 zusammen. Im Zuge dessen wurden gerade in Grundschulen händeringend Lehrkräfte gesucht – häufig auch ohne explizite pädagogische Vor- und Berufserfahrung.

Zum anderen ist es im Lehrerberuf aber auch wie in vielen anderen Branchen: Einige Jahre lang gibt es ein Überangebot von fertig studierten Lehrkräften, die nicht alle einen Job (oder einen Referendariatsplatz) finden. Das führt dazu, dass sich in den nächsten Semestern weniger Studierende für dieses Studium entscheiden. Nach einigen Jahren fehlen daher wieder Lehrkräfte, da in der Zwischenzeit ältere Kollegen in den Ruhestand wechseln.

Uni-Absolventen mit einem schulrelevanten Fach, beispielsweise Mathematik, Physik, Germanistik, Biologie und Geschichte, haben daher alle paar Jahre gute Chancen, einen Job in der Schule zu bekommen. Aber auch Absolventen mit einem abgeschlossenen Referendariat – wie etwa Rechtsanwälte – können sich Chancen ausrechnen.

Arbeit als Quereinsteiger: Auf die Motivation kommt es an

Klingt gar nicht mal übel, finden Sie jetzt? Natürlich ist es für Arbeitnehmer zunächst von Vorteil, wenn der Arbeitsmarkt durchlässiger wird. Allerdings bedeutet das nicht, dass Sie auf jeden Fall Ihr Glück als Quereinsteiger versuchen sollten. Ein Berufswechsel ist eine Entscheidung mit enormer Tragweite, die Sie nicht leichtfertig treffen sollten. Schon gar nicht aus dem Bauch heraus oder weil Sie sich beispielsweise über Ihren Chef geärgert haben.

Bedeutet konkret: Bevor Sie sich über eine neue Laufbahn als Quereinsteiger Gedanken machen, sollten Sie gute und handfeste Gründe für Ihren beruflichen Neustart haben. Bitte verstehen Sie das nicht falsch. Das bedeutet nicht, dass Sie auf Biegen und Brechen nach einer Rechtfertigung suchen sollten, wie Sie den Quereinstieg am besten für sich verpacken. Vielmehr geht es darum herauszufinden, ob Sie die Arbeit als Quereinsteiger in einer neuen Branche wirklich glücklich macht.

Soll ich oder soll ich nicht?

Um zu einer möglichst objektiven Einschätzung zu kommen, ob Sie den Weg in den Quereinstieg wagen sollten, können Ihnen folgende Fragen weiterhelfen:

Machen Sie eine Bestandsaufnahme. Wenn Sie tatsächlich einen beruflichen Neuanfang wagen wollen, müssen Sie sich über Ihre Ziele, Pläne und Motive vollkommen im Klaren sein. Nur so werden Sie zu einem Ergebnis kommen, das Sie auch nach einigen Jahren noch glücklich machen kann. Andernfalls sind Sie nach wenigen Monaten schon wieder unzufrieden und die Suche geht von vorne los. Versuchen Sie daher sich nicht nur über Ihre Wünsche klar zu werden, sondern auch darüber, wovor Sie besonders viel Angst haben und welche Befürchtungen Sie haben. Beschränken Sie diese Bestandsaufnahme nicht nur auf den beruflichen Bereich. Auch Ihr Privatleben sollten Sie in die Analyse mit einbeziehen, um zu einem aussagekräftigen Ergebnis zu kommen. Diesen Schritt müssen Sie übrigens nicht alleine gehen. Fragen Sie Bekannte und Freunde um Rat, ob diese Ihnen bei Ihrer Bestandsaufnahme beiseite stehen können. Andere Möglichkeit: Suchen Sie bei einem professionellen Jobcoach oder Karriereberater Rat. Machen Sie sich parallel ein Bild von den Möglichkeiten, die Sie als Quereinsteiger haben.

Liegt es am Arbeitgeber oder am Job? Der erste Schritt kann Ihnen schon einen Hinweis geben, ob Sie eher mit Ihrem Arbeitgeber unzufrieden sind oder ob das Aufgabengebiet in Ihrem aktuellen Job nicht zu Ihren Interessen, Kompetenzen und Fähigkeiten passt. Unter Umständen ergibt die Analyse ja auch, dass Sie Ihrem Arbeitgeber weiterhin treu bleiben und nur die täglichen Aufgaben wechseln möchten. Dann lohnt sich ein Gespräch mit dem Vorgesetzten darüber, ob es im Unternehmen vielleicht noch einen anderen Einsatzbereich für Sie gibt. Vielleicht helfen Ihnen interne oder externe Weiterbildungen auch weiter, in die gewünschte Position zu kommen.

Der Schritt in die neue Zukunft. Es kann aber auch sein, dass die Bestandsaufnahme ergibt, dass Sie weder in Ihrem aktuellen Job noch bei Ihrem aktuellen Arbeitgeber wirklich glücklich sind. Dann hilft nur eins: Ein Jobwechsel und vielleicht sogar der Quereinstieg. Bei diesem Schritt dürfen Sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Verwerfen Sie zunächst bitte keine Idee, gleichgültig wie abwegig sie zunächst scheinen mag. Sie sollten vielmehr jede Option durchspielen. Gehen Sie sämtliche Quereinstieg-Möglichkeiten durch, die sich für Sie spannend anfühlen. Schließlich wissen Sie nicht, was sich zufällig ergibt. In jedem Fall sollten Sie Ihre Ideen notieren und mit Ihrem Umfeld besprechen. So können Sie noch einmal andere Einsichten bekommen.

Die Pläne werden konkret – der Neustart. Wenn Sie eine Option gefunden haben, die Ihnen intuitiv als die richtige erscheint, sollten Sie diese verfolgen. Bitte bedenken Sie, dass Sie es als Quereinsteiger vermutlich nicht immer einfach haben werden. Eine berufliche Neuorientierung ist nichts, was man mal „eben so“ macht. Der Quereinstieg kostet Zeit, Geduld und Ausdauer. Wenn Sie allerdings einen Job in Ihrem anvisierten Feld gefunden haben, werden Sie den Weg sicherlich nicht bereuen – egal wie steinig er war.

 

 

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