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Schichtarbeit: Regelungen und Tipps für Beschäftigte

In Deutschland arbeitet ein beachtlicher Teil der Arbeitnehmer in Schichtarbeit. Welche Regelungen dabei gelten, lesen Sie hier…

Schichtarbeit: Regelungen und Tipps für die Gesundheit von Beschäftigten

Einige Berufe funktionieren nur in Schichtarbeit. Stellen Sie sich vor, Sie haben abends oder am Wochenende einen gesundheitlichen Notfall und müssen ins Krankenhaus. Da ist es doch mehr als wünschenswert, wenn Sie dort ein Arzt und Krankenhauspersonal empfängt. Auch ein Hausbrand oder – ganz aktuell – Überschwemmungen, können nicht bis nach dem Wochenende warten. Ganz so drastisch muss es noch nicht einmal sein. Wer morgens auf dem Weg zur Arbeit ein frisches Brötchen kaufen möchte, ist froh, dass der Bäcker schon einige Stunden früher aufgestanden ist und das Brötchen gebacken hat. Würde er sich stattdessen an die herkömmlichen Bürozeiten zwischen 8 und 18 Uhr halten, würde das sicherlich nicht funktionieren.

 

Was ist Schichtarbeit

 Wenn Arbeitnehmer in Schichtarbeit beschäftigt sind, meint man damit häufig, dass sie zu verschiedenen Arbeitszeiten im Betrieb sein müssen. Einige Beschäftigte arbeiten zum Beispiel immer nur nachts, also in Dauernachtschicht. Während andere Arbeitnehmer zwischen Früh- und Mittagsschicht wechseln. Dies bezeichnet man dann als Wechselschicht, da die Mitarbeiter nicht durchgehend in einer Schicht beschäftigt sind, sondern die Arbeitszeiten variieren.

 Gut zu wissen: Der Gesetzgeber hat bis heute keine verbindliche Definition darüber vorgelegt, was unter Schichtarbeit zu verstehen ist. Was im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass es es keine verbindlichen Regelungen für die Schichtarbeit geben würde. Das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) macht konkrete Angaben dazu, an welche Regelungen sich Arbeitgeber (und Arbeitnehmer) bei der Schichtarbeit und besonders bei der Nachtschicht halten müssen. Interessierte finden diese Angaben in § 6 ArbZG.

 

Die Regelungen des Arbeitsrechts im Überblick

Um Ihnen einen Überblick über die Regelungen zu geben, die für die Schichtarbeit relevant sind, haben wir folgende Übersicht zusammengestellt:

 

  • Maximale Arbeitszeit: Die maximale Arbeitszeit von acht Stunden gilt auch in Schichtarbeit. Nur in Ausnahmefällen darf sie überschritten werden. Häufig wenden Arbeitgeber einen Tarifvertrag an, in dem die Ausnahmen der maximalen Arbeitszeit geregelt sind.
  • Ausgleich: Arbeitnehmer, die länger als acht Stunden täglich arbeiten, haben einen Anspruch auf einen Ausgleich dieser Arbeitszeit. Für Personen, die in Nachtschicht arbeiten, ist dieser Ausgleichszeitraum kürzer als für Arbeitnehmer, die zu herkömmlichen Zeiten arbeiten. Hier gilt, dass Arbeitgeber dafür sorgen müssen, dass die zu viel geleistete Arbeitszeit innerhalb von vier Wochen wieder ausgeglichen werden kann.
  • Sonn- und Feiertage: Führt die Schichtarbeit dazu, dass die Mitarbeiter auch an Sonn- und Feiertagen arbeiten müssen, gibt es auch dafür eine Regelung. Das Arbeitsrecht besagt, dass in diesem Fall mindestens 15 Sonntage pro Jahr für die Mitarbeiter beschäftigungsfrei sein müssen.
  • Tagesarbeitsplatz: Je nach individuellen Voraussetzungen und Regelungen im Betrieb, können sich Beschäftigte auf einen anderen Arbeitsplatz versetzen lassen. Wer zum Beispiel ein kleines Kind betreuen muss, kann nachts nicht arbeiten. Für Nachtarbeiter gelten daher besondere Regelungen und es ist unter Umständen möglich, dass sie sich auf einen Arbeitsplatz versetzen lassen, bei dem sie nur tagsüber arbeiten müssen.
  • Weiterbildungsmöglichkeiten: Mitarbeiter, die in Schichtarbeit hauptsächlich nachts arbeiten, dürfen von Weiterbildungsmöglichkeiten nicht ausgeschlossen werden. Arbeitgeber sind verpflichtet, ihnen die gleichen betrieblichen Maßnahmen anzubieten, die andere Arbeitnehmer auch haben. Das betrifft vor allem Veranstaltungen, die förderlich für die Karriere sein könnten.
  • Arbeitsmedizinische Untersuchungen: Leistet der Beschäftigte in Schichtarbeit Nachtdienst, hat er ein Anrecht auf regelmäßige Untersuchungen durch einen speziellen Arbeitsmediziner. Wer zum ersten Mal von der Normalarbeitszeit in Schichtarbeit wechselt, kann sich vorab untersuchen lassen. Danach haben Beschäftigte in Schichtarbeit alle drei Jahre einen Anspruch darauf, sich von einem Arbeitsmediziner durch checken zu lassen. Mitarbeiter, die schon älter als 50 Jahre sind, können diese Untersuchung ein Mal pro Jahr vornehmen lassen.
  • Wissenschaftliche Erkenntnisse: Arbeitgeber sind angehalten, die Schichtpläne so zu gestalten, dass sie neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechen. Was das bedeutet, schauen wir uns gleich genauer an.

Bevor wir den Abschnitt über die gesetzlichen Regelungen verlassen, noch ein kurzer Hinweis: Es ist möglich, dass in Betrieben abweichende Regelungen existieren. In einem Tarifvertrag können Arbeitgeber(vertretung) und Arbeitnehmer(vertretung) andere Absprachen treffen. Diese sind dann (in der Regel) gültig und verbindlich für alle Beschäftigten. Sollten Sie sich unsicher sein, wie die Rechtslage bei Ihrem Arbeitgeber ist, sprechen Sie zunächst mit dem Betriebsrat darüber. Sie können natürlich auch vorab im geltenden Tarifvertrag oder der aktuellen Betriebsvereinbarung selbst nachlesen. So sind Sie über die Grundlagen bereits informiert.

 

Die Gesundheit während der Schichtarbeit schonen

 Wir haben es schon kurz angesprochen: Arbeitgeber sollten, wenn möglich, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigen, wenn sie die Schichtarbeit in ihrem Betrieb planen. Der Grund: Schichtarbeit und mit ihr besonders die Wechselschicht mit Nachtschicht ist nicht unbedingt positiv für die Gesundheit der Beschäftigten.

 Das hängt unter anderem damit zusammen, dass die Schichtarbeit den natürlich Rhythmus der Beschäftigten durcheinander bringt. Arbeitnehmer, die in wechselnden Schichten arbeiten, schaffen es häufig gar nicht, einen Rhythmus zu entwickeln. Der Körper hat nämlich keine Gelegenheit, sich bei schnell wechselnden Schichten auf das neue System einzustellen. Besonders die Nachtarbeit ist dabei ein Problem. Denn die widerspricht komplett unserem natürlichen Ablauf. Während wir schlafen möchten und unser Körper Ruhe benötigt, müssen wir hell wach und auf alles gefasst sein. Denn ein unachtsamer Moment auf der Arbeit kann wirklich schlimme Auswirkungen haben. Stellen Sie sich nur vor, Sie sind Staplerfahrer und fallen auf der Nachtschicht in einen Sekundenschlaf. Das kann für ihre Kollegen eine große Gefahr sein.

 Haben die Beschäftigten nach der Nachtschicht endlich die Möglichkeit, sich zu erholen, ist die Erholung nicht so, wie sie sein könnte oder müsste. Denn – auch das zeigen Studien – der Schlaf tagsüber ist bei weitem nicht so erholsam, wie der Schlaf, den wir nachts bekommen. Über kürzere Zeiträume mag das noch auszuhalten sein, wer jedoch länger in Schichtarbeit eingesetzt ist und dabei häufiger Nachtschichten macht, kann langfristig gesundheitliche Probleme bekommen. Dagegen können sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer etwas tun.

 

Diese Regelungen für die Schichtarbeit sind sinnvoll

 

Arbeitgeber sollten sich, wenn möglich, an neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren, wenn sie die den Schichtplan für die Schichtarbeit erstellen. So lautet eine Vorgabe, dass die Schichten nach vorne wechseln sollten. Also von der Früh- in die Mittag- und von dort in die Nachtschicht. Das entspricht eher dem natürlichen Rhythmus und ist daher besser für die Gesundheit.

 

Weiterer Vorteil: Arbeitnehmer, die zunächst in der Frühschicht, einige Tage später oder in der nächsten Woche in der Spätschicht arbeiten, haben eine längere Pause zwischen den beiden Schichten. Das bedeutet: Mehr Freizeit oder einfach mehr Zeit, um sich zu erholen.

 

Außerdem sinnvoll: Wenn der Arbeitnehmer nicht mehr als drei Nachtschichten in Folge arbeiten muss. Wenn es sich im Betrieb umsetzen lässt, sollten Arbeitgeber auch darauf achten.

Das können Arbeitnehmer für ihre Gesundheit tun

 Während die Beschäftigten auf die Gestaltung der Schichtarbeit keinen Einfluss haben, können sie andere Dinge tun, um die gesundheitliche Belastung während der Schichtarbeit gering zu halten. Zum Beispiel: 

  • Routinen etablieren: Wenn der Biorhythmus durch die Schichtarbeit gestört wird, sind feste Routinen im Alltag umso wichtiger. Der Klassiker, die Tasse warme Milch mit Honig, können Sie vor dem Zubettgehen trinken. Das schmeckt nicht nur lecker, Milch und Honig kurbeln die Produktion von Melatonin an. Dieses Hormon ist immens wichtig, wenn Sie gut ein- und durchschlafen wollen. Denn Melatonin ist als sogenanntes Schlafhormon bekannt und sorgt daher für einen guten Schlaf. Indem Sie sich angewöhnen, grundsätzlich zur Schlafenszeit eine Tasse warme Milch zu trinken, wird Ihr Körper das nach einiger Zeit als Schlafsignal „verstehen“. Und Sie finden auch nach einer anstrengenden und aufwühlenden Schichtarbeit schneller in den Schlaf.
  • Regelmäßig essen und trinken: Achten Sie außerdem darauf, dass Sie regelmäßig und möglichst gesund essen und trinken. Auch dadurch vermitteln Sie ihrem Körper eine gewisse Kontinuität. Genau das ist wichtig, wenn Sie trotz Schichtarbeit gesund bleiben möchten.
  • Sonnenlicht meiden: Wenn Sie von der Nachtschicht kommen, sollten Sie so gut es geht Sonnenlicht vermeiden. Sonnenlicht ist gewissermaßen der Gegenspieler zu der oben genannten Tasse warmer Milch. Sonnenlicht führt nämlich dazu, dass unser Körper vermehrt Serotonin produziert, das sogenannte Aktivitätshormon. Dabei ist Aktivität genau das Gegenteil von dem, was Sie nach der Nachtschicht brauchen. Sie sollten sich vielmehr ausruhen und nach der Schichtarbeit schlafen. Eine Sonnenbrille kann helfen, möglichst wenig Sonnenlicht auf die Netzhaut einfallen zu lassen. Außerdem sollten Sie darauf achten, sich ihr Schlafzimmer so zu gestalten, dass Sie es komplett abdunkeln können. Ist das baulich nicht möglich, gibt es spezielle Verdunklungsvorhänge oder Schlafmasken, mit denen sie ebenfalls besser einschlafen und erholsamer durchschlafen können.

Bildnachweis: pathdoc shutterstock

 

 

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